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Das Vater Unser

Vater unser im Himmel.
Geheiligt werde dein Name.

Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe,
wie im Himmel, so auf Erden.

Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.

Denn dein ist das Reich
und die Kraft und die Herrlichkeit
in Ewigkeit.

Amen.



Das Vaterunser – Was mir am Glauben wichtig ist



Dein Wille geschehe

„Nicht mein, sondern dein Wille geschehe.“ Das Gebet Jesu in der Gründonnerstagnacht fällt mir ein, wenn ich die Vaterunser-Bitte „Dein Wille geschehe“ bedenke. Eine irreführende und eine ermutigende Verbindung. Irreführend empfinde ich es, wenn wir beim Willen Gottes zuerst immer an dunkle und schwere Stunden im Leben denken. Wer Todesanzeigen liest, dem wird es auffallen: „Dem Herrn hat es gefallen …“, „Der Herr rief heute zu sich …“ Wieso fallen uns beim Willen Gottes oft zuerst Schicksalsschläge ein, als trete der Wille Gottes nur in unser Leben, wenn wir Leid erfahren? Dabei ist unser Gott ein Freund des Lebens und er will, dass wir ein Leben in Fülle haben. Wenn ich also bete „Dein Wille geschehe“ dann ist das zugleich eine Bitte um ein Leben in Fülle.
Wer denkt, diese Vaterunser-Bitte hätte irgendetwas mit „Kadavergehorsam“ zu tun, geht ebenfalls in die Irre. Jesus ist – und das ist das Ermutigende – nach dem Gebet im Garten von Gethsemane getröstet und gestärkt. Denn es ist nicht Gottes Willen, dass mein eigener Wille gebrochen wird. Im Gegenteil: „Dein Wille geschehe! ist nicht ein Ausdruck des Verzichts, sondern der Entschlossenheit. Er ist aktiv, nicht passiv“ (Corrie ten Boom). Gott möchte Ich-starke Menschen, die bei der Frage, was sie wollen, zugleich nach Gottes Willen fragen und ihn in den Blick nehmen. Ich-Stärke bedeutet ja nicht automatisch, immer seinen eigenen Willen durchzusetzen, sondern sich für das einzusetzen, was wir als richtig erkannt haben. „Dein Wille geschehe“ – das ist auch eine Bitte gegen den Egoismus. Oder wie es der Apostel Paulus im Römerbrief schreibt (12,2): „Passt euch nicht äußerlich den Normen dieser Welt an. Lasst euch innerlich von Gott umformen und eure Gesinnung gründlich ändern. Dann werdet ihr den Willen Gottes erkennen können; das, was gut ist, was ihm gefällt und keine Fehler hat.“ Das aber führt nicht zur Aufgabe des eigenen Ich, sondern zu seiner Stärkung und Ermutigung. Zum Schluss noch ein kleines Gedicht, das uns vielleicht auf das Wichtigste hinweist: Dass diese Vaterunser-Bitte immer auch eine Bitte des Vertrauens ist, dass Gott uns liebt und unser Heil möchte. Ein Vertrauen, das wir durch das regelmäßige Beten dieser Bitte einüben können. Das Gedicht ist von Erich Kästner und deshalb mit einem Schmunzeln zu lesen: „Wer nicht vertraut auf Gottes Willen, ersetzt sein Nachtgebet durch Pillen.“

Michael Tillmann