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Übergabe Fördermittelbescheid

Foto: Engelbert Pülicher


Übergabe Fördermittelbescheid Sparkassenstiftung



Artikel: Mickey Mouse bleibt draußen
VON HEIKO WIGRIM


Mitteldeutsche Zeitung 14.07.2012

BERNBURG/MZ.
Nein, Mickey Mouse wird definitiv nicht in die Bernburger Schlosskirche einziehen. Das war auch zu keiner Zeit geplant. Dennoch hatte sich das Gerücht hartnäckig gehalten.

Anstelle der Cartoon-Figur wird aber etwas Einzigartiges in dem Gotteshaus am Campus Technicus entstehen: In einem einmaligen Kunstprojekt wird der Hallenser Künstler Moritz Götze die Kirche mit biblischen Motiven ausgestalten, die in einer Emaille-Arbeit erstellt und dann an die Kirchenwände gebracht werden.

"Heute ist ein richtig fröhlicher Anlass", freute sich Hans-Michael Strube, Vorstand der Salzlandsparkasse. Der Banker war mit einem Förderbescheid am Donnerstag in die Schlosskirche gekommen, um diesen an Pfarrer Sven Baier zu übergeben. Mit dem Geld der Ostdeutschen Sparkassenstiftung kann die Kirchengemeinde nun das Kunstprojekt in die Tat umsetzen.

Strube erinnerte an die Anfänge des Vorhabens vor einigen Jahren. "Als das Projekt in der Kirche vorgestellt wurde, hieß es, dass Mickey-Mouse-Bilder in der Kirche angebracht werden sollen. Somit war das Projekt auch so gut wie abgelehnt." Dennoch habe man nicht locker gelassen. "Der Vorteil der regionalen Sparkasse besteht auch darin, dass der Vorstand in der Region wohnt." Also habe sich Vorstand Helmut Ibsch ins Auto gesetzt und sei von Bernburg nach Berlin zum Kuratorium der Stiftung gefahren. Dort habe er deutlich gemacht, wie sehr sich auch die Kirchengemeinde für das Projekt einsetze. "Er hat dort alle Anflüge von Mickey Mouse weggewischt und erklärt, dass man sich die Sache vor Ort anschauen müsse und dass dies eine einzigartige Besonderheit wird, die von der Kirchengemeinde gewollt ist und die wir als Salzlandsparkasse gern unterstützen wollen." Und genau dazu brauche man die Unterstützung der Ostdeutschen Sparkassenstiftung.

Daraufhin habe sich der Vorsitzende der Ostdeutschen Sparkassenstiftung auf den Weg nach Bernburg gemacht und sich das Projekt in der Kirche erläutern lassen. "Irgendwann kam dann der Förderbescheid." Für immerhin 60 000 Euro kann Moritz Götze jetzt seine und die Vorstellungen der Kirchengemeinde umsetzen.

Das Interesse der Salzlandsparkasse sei auch dadurch geweckt worden, da nun "auf der so genannten 'Museumsinsel'" eine besondere Arbeit eines regionalen Künstlers entstehen soll. Zudem entstehe gleich neben der Kirche der Campus Technicus. Die künstlerische Ausgestaltung soll künftig auch der Verbindung von Kirche und Sekundarschule dienen. "Ich bin sicher, dass man noch in vielen Jahren sagen wird: Das war eine tolle, eine mutige Entscheidung", meinte Strube.

Die Salzlandsparkasse als regionales Institut habe auch die Aufgabe, solche Projekte wie das in der Schlosskirche zu unterstützen.

Mit der Übergabe des Förderbescheides an die Kirchengemeinde der Schlosskirche ist das Projekt aber noch lange nicht realisiert. "Bis jetzt ist das Projekt ja noch nicht viel mehr als eine Idee", meinte dann auch Pfarrer Baier. Das Konzept müsse erst noch erarbeitet werden. Er sei zuversichtlich, dass die Arbeiten des Künstlers die Kirche "in nicht allzu langer Zeit" verschönern werden. "Man sieht ja deutlich, dass der ganze Kirchenraum veränderungsbedürftig ist", spielte Baier auf die nötige Sanierung der Kirche an. "Sie wird aber mit der Kunst in einem neuen, erstaunenden Glanz vor uns erstrahlen."

In den 70er Jahren sei die Kirche an einem absoluten Nullpunkt der vollkommenen Bildlosigkeit, der radikalen Bildverweigerung angekommen, meinte Baier. Dies reiche auch bis in die Neuzeit an. Die ganze biblische Geschichte sei voll von bunten Bildern, die nahe bringen sollen, "dass Gott mit den Menschen ist". Dies sei für ihn ein Impuls gewesen, dass mit der geplanten künstlerischen Ausgestaltung der Kirche ein Zeichen gesetzt werden könne, "das es so in ganz Deutschland nicht gibt."

"Ich wollte schon immer etwas für eine Kirche machen, habe aber immer Ehrfurcht vor den Gebäuden gehabt", meinte Moritz Götze. Gerade die Schlosskirche habe durch die Geschichte und die zahlreichen Umbauten sehr gelitten. "Hier kann man als Künstler nicht zerstörend wirken, sondern kann dazu beitragen, dass es gut wird, dass man die Wunden der Zeit repariert."

Er mache viel architekturbezogene Kunst, sagte Götze. Für die Schlosskirche wähle er Emaille. Gerade für Räume wie die Schlosskirche mit ihrem speziellen Licht und der Feuchtigkeit, sei der Werkstoff ideal. "Er ist beständig gegen Feuchtigkeit, er ist tropen- und feuerfest. Der Werkstoff kann Jahrhunderte überleben."

"Ich setze darauf, dass dieses Projekt in ganz direkter Weise biblische Botschaft vermittelt", sagte Kirchenpräsident Joachim Liebig. Man könne diese dann direkt erleben. Durch das Projekt werde die Schlosskirche zudem eine ganz besondere Prägung erfahren.

Bevor die Kunst in die Kirche kommt, muss diese erst einmal saniert werden. Dazu laufen noch Abstimmungen mit der Denkmalpflege. Für die Sanierung stehen separate Mittel bereit: Die Union Evangelischer Kirchen stellt 75 000 Euro bereit, die Evangelische Landeskirche Anhalts gibt 30 000 Euro hinzu. "Die Finanzierung des bauseitigen Teils steht mit insgesamt 140 000 Euro", sagte Baier.

Die Ausgestaltung der Kirche ist eine gemeinsame Sache von Künstler und Kirchengemeinde. Letztere hat thematische Vorgaben gemacht, die Götze umsetzen wird. Im Herst sollen die ersten Entwürfe zur Diskussion gestellt werden. Bis alles fertig ist, werden zwei Jahre vergehen.