Wir sind uniert.
Mit einer „Union“ wollte der preußische König Friedrich Wilhelm III. 1817 zum 300. Jahrestag von Luthers Thesenanschlag innerevangelische Differenzen überwinden, die Reformierte und Lutheraner spalteten.
So sinnvoll vielen die Annäherung der beiden evangelischen Konfessionen erschien – dass ein König in den kirchlichen Bekenntnisstand eingriff und wenig Respekt für gewachsene Traditionen zeigte, rief scharfe Kritik hervor. In Preußen kam es daher nur zu einer „Verwaltungsunion“: Das jeweilige Bekenntnis in den Gemeinden blieb erhalten. Anders als von Friedrich Wilhelm III. erhofft, wurde der Protestantismus aber durch die Union unübersichtlicher: Statt einer evangelischen Konfession gab es nun mindestens drei in unterschiedlichen Varianten: Lutheraner und Reformierte innerhalb und außerhalb der Union, unierte Gemeinden, in denen die konfessionellen Unterschiede eingeebnet wurden, aber auch viele Protestanten, die gar nicht recht wussten, welches evangelische Bekenntnis sie eigentlich hatten – und die gibt es bis heute.
Und dennoch: Die Union hat nun selbst eine fast 200 Jahre dauernde Geschichte. Heute gehören der „Union evangelischer Kirchen“ 13 von 22 evangelischen EKD-Landeskirchen an. Weiterhin ist die Union bestrebt, die Einheit der EKD zu fördern, auch wenn inzwischen klar ist, dass der evangelische Glaube nur aus seinen gewachsenen Traditionen Profil gewinnt.
Anhalt ist im Jahrhundert der Reformation zunächst eindeutig lutherisch geprägt. 1606 tritt das gesamte Fürstentum Anhalt zur reformierten Konfession über. Das Fürstentum Anhalt-Zerbst kehrt jedoch 1644 zum lutherischen Bekenntnis zurück. Damit existieren in Anhalt beide Konfessionen. Der Pietismus bleibt ohne nachhaltige Auswirkungen.
Dagegen wird die Aufklärung unter Fürst Leopold Friedrich Franz (1740-1817) zur prägenden Kraft. Sie erfährt nicht nur im Philanthropinum (Basedow) und dem ersten Landlehrerseminar in Deutschland (Wörlitz), sondern auch in der Parklandschaft des Dessau-Wörlitzer Kulturkreises ihren bis heute erlebbaren Ausdruck.
Der Superintendent der Schloßkirche Friedrich Adolph Krummacher (Bernburg 1820) und de Marées (Dessau 1827) sind die Wegbereiter der Union in Anhalt. Ab 1865 unterstützen ein einheitliches Konsistorium, ab l875 eine Kirchengemeindeordnung und ab 1878 eine Synodalordnung das erneute Zusammenwachsen zu einer Landeskirche. 1920 nennt die erste Verfassung der Evangelische Landeskirche Anhalts keine Bekenntnisschrift mehr namentlich, um konfessionelle Gegensätze nicht wieder aufbrechen zu lassen.
1960 wird die Evangelische Landeskirche Anhalts Gliedkirche der Evangelischen Kirche der Union (EKU, seit 2003 Union Evangelischer Kirchen, UEK). Die Evangelische Landeskirche Anhalts ist Gliedkirche der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Sie unterhält partnerschaftliche Beziehungen zu Kirchen im In- und Ausland. In vielen Bereichen kooperiert die Evangelische Landeskirche Anhalts mit der benachbarten Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland.