Monatsspruch
Jesus Christus spricht: Liebt eure Feinde; tut denen Gutes, die euch hassen! Segnet die, die euch verfluchen; betet für die, die euch beschimpfen!
(Lukas 6,27-28)
„Super aktuell. Noch nie in den letzten fünfzig Jahren haben wir diese Worte Jesu so dringend benötigt wie jetzt!“
„Total aus der Zeit gefallen. Weltfremd. Weiß Jesus nicht, was uns geschieht, wenn wir denen, die uns hassen, so wehrlos begegnen?“
Zwei Reaktionen auf dem Monatsspruch, und beide haben ihre Berechtigung. Ich glaube jedoch, dass die zweite Reaktion, die Jesu Worte ablehnt, heute in der deutlichen Mehrheit ist. Eine Mehrheit, die die Worte Jesu nicht nur zurückweist, sondern den, der sie gesprochen hat und diejenigen, die sich auf ihn berufen, am liebsten mundtot machen würde. Zu sehr spielen sie den Aggressoren in die Hände und schwächen die Widerstandskraft. Kurzum: Wenn du keinen anderen Rat hast, Jesus, sei still!
Jetzt ist es aber so, dass Jesus diese Worte in einer Zeit gesprochen hat, die auch voller Gewalt gewesen ist. Und dass er sie zu Menschen gesprochen hat, die Opfer, nicht Täter der Gewalt gewesen sind. Und – entscheidend: Dass er bereit gewesen ist, selbst äußerste Gewalt zu erleiden, ohne mit Gewalt zu reagieren. Das haben viele seiner Zeitgenossen nicht verstanden – und verstehen auch heute viele nicht. Geschweige denn, dass sie es umsetzen. Umsetzen können, ohne noch größere Gewalt zu provozieren. Was Jesus sagt, kann ich mir selber zu Herzen nehmen, es aber nicht von anderen verlangen, doch es darf und es muss immer wieder gesagt und gehört werden, damit es nicht vergessen wird.
Michael Tillmann